Der Tölzer Knabenchor wurde im Jahr 1956 von Gerhard Schmidt-Gaden ins Leben gerufen und zählte wenige Jahre nach seiner Gründung bereits zu den gefragtesten und vielseitigsten Knabenchören. Die Tölzer leisteten mit wegweisenden Interpretationen insbesondere auf dem Gebiet der Barockmusik einen nicht unerheblichen Beitrag zum Wandel der musikalischen Aufführungspraxis. Seit den 1970er Jahren übernehmen Tölzer Solisten die Knabenpartien an den führenden Opern- und Konzerthäusern Europas. Der Chor ist ebenso gefragt bei Aufführungen großer oratorischer und symphonischer Werke mit renommierten Orchestern und Dirigenten. Künstlerpersönlichkeiten wie Carl Orff, August Everding, Hans Werner Henze, Leonard Bernstein, Gustav Leonhardt, Nikolaus Harnoncourt und Claudio Abbado zählten zu den frühen Förderern des Chores. Herbert von Karajan bezeichnete den Tölzer Knabenchor seinerzeit sogar als "einen der besten Chöre der Welt". Im Jahr 2014 gab Schmidt-Gaden im Alter von 78 Jahren die Leitung des Chores ab. Künstlerischer Leiter ist nun sein Schüler und ehemaliger Sopransolist Christian Fliegner. Unterstützt wird er dabei von einem Team von acht Stimmbildnern und Chorleiter:innen. Die Leitung der Solistenabteilung obliegt Ursula Richter.

Sonntag, 23. November 1980

Brief an die Eltern der Reservisten

Aus einem Rundschreiben der Chorleitung:

Benediktbeuern, den 23.11. 80

Liebe Eltern !

Durch die Erfahrungen bei den letzten Konzerten sehe ich mich veranlaßt, Ihnen nocheinmal grundsätzliche Regelungen beim Tölzer Knabenchor nahe zu bringen:

1. Der Konzertchor setzt sich nur aus den Mitgliedern des Kammerchores zusammen.
Alle anderen Mitglieder des 1. Chores gelten als Aspiranten. Eine Teilnahme an den Proben zieht keine automatische Teilnahme an den Konzerten nach sich.
Die Probenteilnahme dient der Hinführung zum Kammerchor, der Repertoire-Erweiterung, Konzentrationsstärkung und Erwerbung von Routine.

2. Als künstlerisch Verantwortlicher behalte ich mir - wie seit 25 Jahren - vor, am Tag des Konzertes letzte Besetzungsfragen kurzfristig zu entscheiden (dies gilt auch bei Opernbesetzungen).
Ausschlaggebend ist dafür die jeweilige Tagesform des Sängers.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Prof. Gerhard Schmidt-Gaden