Der Tölzer Knabenchor wurde im Jahr 1956 von Gerhard Schmidt-Gaden ins Leben gerufen und zählte wenige Jahre nach seiner Gründung bereits zu den gefragtesten und vielseitigsten Knabenchören. Die Tölzer leisteten mit wegweisenden Interpretationen insbesondere auf dem Gebiet der Barockmusik einen nicht unerheblichen Beitrag zum Wandel der musikalischen Aufführungspraxis. Tölzer Solisten übernahmen die Knabenpartien an den führenden Opern- und Konzerthäusern Europas. Der Chor ist ebenso gefragt bei Aufführungen großer oratorischer und symphonischer Werke mit renommierten Orchestern und Dirigenten. Künstlerpersönlichkeiten wie Carl Orff, August Everding, Hans Werner Henze, Leonard Bernstein, Gustav Leonhardt, Nikolaus Harnoncourt und Claudio Abbado zähl(t)en zu den Förderern des Chores. Herbert von Karajan bezeichnete den Tölzer Knabenchor seinerzeit sogar als "einen der besten Chöre der Welt".

Montag, 24. Dezember 1973

Deutscher Schallplattenpreis für Bachs Weihnachtsoratorium

1973
Deutscher Schallplattenpreis

J.S. BACH: Weihnachtsoratorium BWV 248

Hans Buchhierl, Sopran; Andreas Stein, Alt
Theo Altmeyer, Tenor; Barry McDaniel, Bass
Collegium Aureum (Konzertmeister: Franzjosef Maier)
Tölzer Knabenchor
GERHARD SCHMIDT-GADEN, Leitung

Aufnahme für Deutsche Harmonia Mundi

Eine Pioniertat

Rainer Lepuschitz schreibt im November 2008 in der Zeitschrift der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien über diese Aufnahme :

» [...] Während bis in die Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts rundherum Bach noch in Riesenbesetzungen und im romantischen Klangornat zelebriert wurde, begann Schmidt-Gaden mit seinem Knabenchor und zusammen mit dem Collegium Aureum Werke von Bach und anderen Barockmeistern in kleiner Originalbesetzung und auf Originalinstrumenten aufzuführen und auch auf Schallplatte aufzunehmen: die „Magnificats“ von Bach und dessen Sohn Carl Philipp Emanuel etwa, oder ganz wagemutig eine Gesamtaufnahme des „Weihnachtsoratoriums“. Da ließ Schmidt-Gaden auch die Sopran- und Altsoli, wie zur Bach-Zeit, von Knaben singen.

Die Öffentlichkeit reagierte begeistert: Die Tölzer Aufnahme des „Weihnachtsoratoriums“ wurde mit dem Deutschen Schallplattenpreis ausgezeichnet und in den Vereinigten Staaten in den immerwährenden Kanon der wichtigsten hundert Plattenaufnahmen aufgenommen, sie gilt bis heute als ein Maßstab. Nikolaus Harnoncourt versicherte sich in seinen mustergültigen Einspielungen bald der Mitwirkung des Tölzer Knabenchors, führte und nahm im oberösterreichischen Stift Waldhausen mit den jungen bayrischen Stimmartisten neuerlich das „Weihnachtsoratorium“ auf und ließ mit ihnen von vielen Bach-Kantaten exemplarische Interpretationen im Konzertsaal und auf Schallplatte folgen. [...]

Die Tölzer Knaben setzen in Aufführungen von Barockmusik Ergebnisse und Folgerungen von der Erforschung des Notentexts und der Aufführungspraxis um: die „Messa di voce“, das Crescendo und Decrescendo auf einem Ton, die Trillerbehandlung (langsam oder schnell, Ansatz von oben oder unten) aus dem Affekt heraus oder die genaue Intonation von Naturintervallen. [...] «


Gerhard Schmidt-Gaden und das Collegium aureum,
Schallplattenaufnahme in der Pfarrkirche von Lenggries
(Foto: Marianne Adelmann, Zürich. Quelle: www.janreichow.de)


"My own preferred version remains that of the Tölz Boys' Choir conducted by Schmidt-Gaden on Deutsche Harmonia Mundi, with excellent solos from the choir members in the soprano and alto arias."
GRAMOPHONE MAGAZINE, Dezember 1989, S. 124

Montag, 1. Oktober 1973

Lully-Aufnahme mit Gustav Leonhardt

1973*
Schloss Kirchheim, Zedernsaal

Jean-Baptiste Lully: "Le Bourgeois Gentilhomme", LWV 43

Rachel Yakar, Sopran; René Jacobs, Countertenor; Siegmund Nimsgern, Bariton
Le douze Turcs, Les Français: Solisten des Tölzer Knabenchors
La Petite Bande (Sigiswald Kuijken, Leitung)
GUSTAV LEONHARDT, Dirigent

1973 Schallplatten-Aufnahme für deutsche harmonia mundi
1990 auf CD wiederveröffentlicht
* genaues Aufnahmedatum unbekannt

Montag, 20. August 1973

Uraufführung von Carl Orffs "De Temporum Fine Comoedia"

1973 wird Carl Orffs "De Temporum Fine Comoedia" bei den Salzburger Festspielen in Starbesetzung uraufgeführt. Herbert von Karajan verpflichtet hierfür auf Empfehlung des Komponisten den Tölzer Knabenchor. Dies ist der Beginn einer dauerhaften Zusammenarbeit zwischen Herbert von Karajan und den Tölzer Knaben.

Montag, 20. August 1973, 20.00 Uhr
Donnerstag, 23. August 1973, 20.00 Uhr
Samstag, 25. August 1973, 20.00 Uhr
SALZBURG, Großes Festspielhaus

CARL ORFF: De Temporum Fine Comoedia.
Rolf Boysen, Anna Tomowa-Sintow, Josef Greindl, Christa Ludwig, Peter Schreier
Tölzer Knabenchor (Einstudierung: Gerhard Schmidt-Gaden)
RIAS Kammerchor
Kölner Rundfunkchor
Kölner Rundfunksinfonieorchester

HERBERT VON KARAJAN, Dirigent
AUGUST EVERDING, Inszenierung
JOHN NEUMEIER, Choreographie

Das Werk wird für die Deutsche Grammophon Gesellschaft auf Schallplatte eingespielt.

Carl Orff mit dem Tölzer Knabenchor

Donnerstag, 26. Juli 1973

Tannhäuser in Bayreuth

26. Juli 1973
BAYREUTH, Festspielhaus

RICHARD WAGNER: Tannhäuser

Hans Sotin, Bernd Weikl, Gwyneth Jones, u.a.
Harald Queißer (26.7. 23.8.) / Hansi Buchhierl (3., 6., 9., 14.8.), Hirtenknabe
HEINRICH HOLLREISER, Musikalische Leitung
GÖTZ FRIEDRICH, Regie

Donnerstag, 1. Februar 1973

Missa Romana mit der Escolania de Montserrat und dem Collegium aureum

1973
ROM, Sant’ Agnese
Schallplattenproduktion und Filmaufnahmen

GIOVANNI PERGOLESI: Missa Romana

Soloists of the Escolania Montserrat
Theo Altmeyer (T), Siegried Haertel (Bar), Michael Schopper (Bar)
Escolania de Montserrat
Collegium aureum
Tölzer Knabenchor

Ireneu Segarra, Dir.

LP BASF / harmonia mundi  62 412
und Film (Kamera: Jean Badal)