Der Tölzer Knabenchor wurde im Jahr 1956 von Gerhard Schmidt-Gaden ins Leben gerufen und zählte wenige Jahre nach seiner Gründung bereits zu den gefragtesten und vielseitigsten Knabenchören. Die Tölzer leisteten mit wegweisenden Interpretationen insbesondere auf dem Gebiet der Barockmusik einen nicht unerheblichen Beitrag zum Wandel der musikalischen Aufführungspraxis. Seit den 1970er Jahren übernehmen Tölzer Solisten die Knabenpartien an den führenden Opern- und Konzerthäusern Europas. Der Chor ist ebenso gefragt bei Aufführungen großer oratorischer und symphonischer Werke mit renommierten Orchestern und Dirigenten. Künstlerpersönlichkeiten wie Carl Orff, August Everding, Hans Werner Henze, Leonard Bernstein, Gustav Leonhardt, Nikolaus Harnoncourt und Claudio Abbado zählten zu den frühen Förderern des Chores. Herbert von Karajan bezeichnete den Tölzer Knabenchor seinerzeit sogar als "einen der besten Chöre der Welt". Im Jahr 2014 gab Schmidt-Gaden im Alter von 78 Jahren die Leitung des Chores ab. Künstlerischer Leiter ist nun sein Schüler und ehemaliger Sopransolist Christian Fliegner. Unterstützt wird er dabei von einem Team von acht Stimmbildnern und Chorleiter:innen. Die Leitung der Solistenabteilung obliegt Ursula Richter.

Montag, 11. Februar 1980

Tagesausflug zum Bundespräsidenten

Mit kurzfristiger Sondergenehmigung des bayerischen Kultusministeriums zur Befreiung vom Schulunterricht reisen die Tölzer Knaben am Montag, den 11. Februar 1980 nach Brühl, wo sie am Abend den Empfang von Bundespräsident Karl Carstens zu Ehren des kenianischen Präsidenten Daniel Arap Moi im Schloß Augustusburg musikalisch umrahmen sollen. Dem Anlaß entsprechend hat der Protokollchef einige von Trommeln und Xylophon begleitete Tanzlieder Carl Orffs gutgeheißen. Ausgewählte Knaben müssen sich von den beiden Präsidenten im Blitzlicht der Kameras den Kopf tätscheln lassen, ehe sie dafür mit einem fürstlichen Abendessen entschädigt werden. Auf das Seezungenfilet, dem eine Tomatenkraftbrühe vorausgeht, folgen gefüllte Wachteln und eine Pfefferminzeisbordüre. Sogar von dem 1972er Pommard Clos de la Commaraine dürfen die Buben kosten. Im Schlafwagen erster Klasse, der für die Tölzer eigens auf offener Strecke in der Nähe des Schlosses anhält, geht es zurück nach München. Um 8 Uhr morgens sitzen alle wieder pünktlich in der Schule, als sei nichts gewesen.