Der Tölzer Knabenchor wurde im Jahr 1956 von Gerhard Schmidt-Gaden ins Leben gerufen und zählte wenige Jahre nach seiner Gründung bereits zu den gefragtesten und vielseitigsten Knabenchören. Die Tölzer leisteten mit wegweisenden Interpretationen insbesondere auf dem Gebiet der Barockmusik einen nicht unerheblichen Beitrag zum Wandel der musikalischen Aufführungspraxis. Seit den 1970er Jahren übernehmen Tölzer Solisten die Knabenpartien an den führenden Opern- und Konzerthäusern Europas. Der Chor ist ebenso gefragt bei Aufführungen großer oratorischer und symphonischer Werke mit renommierten Orchestern und Dirigenten. Künstlerpersönlichkeiten wie Carl Orff, August Everding, Hans Werner Henze, Leonard Bernstein, Gustav Leonhardt, Nikolaus Harnoncourt und Claudio Abbado zählten zu den frühen Förderern des Chores. Herbert von Karajan bezeichnete den Tölzer Knabenchor seinerzeit sogar als "einen der besten Chöre der Welt". Im Jahr 2014 gab Schmidt-Gaden im Alter von 78 Jahren die Leitung des Chores ab. Künstlerischer Leiter ist nun sein Schüler und ehemaliger Sopransolist Christian Fliegner. Unterstützt wird er dabei von einem Team von acht Stimmbildnern und Chorleiter:innen. Die Leitung der Solistenabteilung obliegt Ursula Richter.

Sonntag, 2. Juli 1978

Stabat Mater bei den Chiemgau-Konzerten

Bei drei Konzerten im Juli 1978 singt der Tölzer Knabenchor Werke von Mozart und Pergolesi in authentischer Aufführungspraxis.

Juli 1978
PERGOLESI: Stabat Mater
MOZART: Krönungsmesse
CHIEMGAU KONZERTE (Kloster Seeon, Ruhpolding)

Tölzer Knabenchor und seine Solisten
Florilegium Musicum
GERHARD SCHMIDT-GADEN, Leitung

Das Barockorchester "Florilegium Musicum" wurde von Gerhard Schmidt-Gaden Ende der siebziger Jahre gegründet. Damit stand ihm für die Realisierung der Werke des Barock und der Klassik in historischer Aufführungspraxis ein eigenes Spezialensemble mit Originalinstrumenten zur Verfügung, das eine ideale stilistische Übereinstimmung mit seinem Knabenchor garantierte. Die Ehe hielt bis zu jenen Konzerten im Sommer 1978. Die Tölzer Knaben Andreas Bücherl und Tobias Pfülb berichten in der internen Chorzeitung: "Während des Konzerts in Seeon riß die Saite eines Streichers, dieser spielte das Credo der Krönungsmesse mit nur drei Saiten weiter. ... Beim letzten Akkord fiel die Brille von Herrn Schmidt-Gaden herunter und ein Glas fiel aus dem Gestell." Und zum Konzert in Ruhpolding bemerken die Buben lapidar: "Wegen unüberbrückbarer Schwierigkeiten mit dem Florilegium Musicum wurde die Zusammenarbeit am Ende des Konzerts beendet."