Der Tölzer Knabenchor wurde im Jahr 1956 von Gerhard Schmidt-Gaden ins Leben gerufen und zählte wenige Jahre nach seiner Gründung bereits zu den gefragtesten und vielseitigsten Knabenchören. Die Tölzer leisteten mit wegweisenden Interpretationen insbesondere auf dem Gebiet der Barockmusik einen nicht unerheblichen Beitrag zum Wandel der musikalischen Aufführungspraxis. Tölzer Solisten übernahmen die Knabenpartien an den führenden Opern- und Konzerthäusern Europas. Der Chor ist ebenso gefragt bei Aufführungen großer oratorischer und symphonischer Werke mit renommierten Orchestern und Dirigenten. Künstlerpersönlichkeiten wie Carl Orff, August Everding, Hans Werner Henze, Leonard Bernstein, Gustav Leonhardt, Nikolaus Harnoncourt und Claudio Abbado zähl(t)en zu den Förderern des Chores. Herbert von Karajan bezeichnete den Tölzer Knabenchor seinerzeit sogar als "einen der besten Chöre der Welt".

Sonntag, 2. Dezember 1990

Tournee mit Bachs Weihnachtsoratorium

28. November 1990 - BASEL
29. November 1990 - SCHAAN
30. November 1990 - BIEL
02. Dezember 1990 - GENF
03. Dezember 1990 - LUZERN
04. Dezember 1990 - ZÜRICH
08. Dezember 1990 - KÖLN, Philharmonie*
09. Dezember 1990 - KÖLN, Philharmonie*
11. Dezember 1990 - DÜSSELDORF, Tonhalle
12. Dezember 1990 - WUPPERTAL, Stadthalle
13. Dezember 1990 - ANTWERPEN, De Singel
14. Dezember 1990 - ANTWERPEN, De Singel
17. Dezember 1990 - TRIEST, Teatro Politeama Rossetti**
18. Dezember 1990 - VENEDIG, Santa Maria Gloriosa dei Frari**
19. Dezember 1990 - FLORENZ, Santo Stefano**

J.S. BACH: Weihnachtsoratorium (I-VI)
* Christoph Prégardien, Tenor; Anton Scharinger, Bass; Derek Lee Ragin, Altus
** Helmut Wildhaber, Tenor; Christian Immler, Bass
Der Tölzer Knabenchor und seine Solisten
Collegium Aureum (Konzertmeister: Franzjosef Maier)
GERHARD SCHMIDT-GADEN, Leitung

» Es war keine pompöse Prachtausgabe, die Gerhard Schmidt-Gaden dem philharmonischen Publikum präsentierte, sondern eine schlichte, bis ins letzte musikalische Detail ausgefeilte Wiedergabe, die sich eng an die Aufführungspraxis des Thomaskantors anlehnte. Denn ihm standen für die Leipziger Gottesdienste weder Chormassen noch ein großes Sinfonieorchester zur Verfügung. Sein Weihnachtsoratorium ist auf eine kleine Besetzung hin konzipiert, und die Tölzer Knaben wie das Collegium Aureum bewiesen aufs neue, daß dieses Meisterwerk auch dann seinen inneren Glanz durchaus leuchtkräftig zu entfalten weiß.
Bei nur wenigen Chorsängern pro Stimmlage gewinnen die Chorsätze eine wundervolle Klarheit und Transparenz. Filigran waren Vokal- und Instrumentalstimmen miteinander verwoben, was durch den intimeren Klang der historischen Instrumente beglückend gelang. «
Kölnische Rundschau (Curt J. Diederichs), 11.12.1990

Für die Aufführung in Düsseldorf zwei Tage nach den erfolgreichen Konzerten in Köln erhält der Chor einen Totalverriss von Wolfram Goertz in der Rheinischen Post. Nicht ganz zu unrecht, denn der Dirigent schlägt an diesem Abend dreifache Tempi an, animiert die Chortenöre zu einem unkultivierten Schreiklang, der Sopransolist setzt seine Arie in den Sand und die Naturtrompeten verkieksen das komplette Konzert. Die restlichen Konzerte der Tournee bieten dann aber wieder die gewohnt hohe Qualität. Eines ist sicher: Bei den Tölzern gleicht kein Konzert dem anderen.