Der Tölzer Knabenchor wurde im Jahr 1956 von Gerhard Schmidt-Gaden ins Leben gerufen und zählte wenige Jahre nach seiner Gründung bereits zu den gefragtesten und vielseitigsten Knabenchören. Die Tölzer leisteten mit wegweisenden Interpretationen insbesondere auf dem Gebiet der Barockmusik einen nicht unerheblichen Beitrag zum Wandel der musikalischen Aufführungspraxis. Seit den 1970er Jahren übernehmen Tölzer Solisten die Knabenpartien an den führenden Opern- und Konzerthäusern Europas. Der Chor ist ebenso gefragt bei Aufführungen großer oratorischer und symphonischer Werke mit renommierten Orchestern und Dirigenten. Künstlerpersönlichkeiten wie Carl Orff, August Everding, Hans Werner Henze, Leonard Bernstein, Gustav Leonhardt, Nikolaus Harnoncourt und Claudio Abbado zählten zu den frühen Förderern des Chores. Herbert von Karajan bezeichnete den Tölzer Knabenchor seinerzeit sogar als "einen der besten Chöre der Welt". Im Jahr 2014 gab Schmidt-Gaden im Alter von 78 Jahren die Leitung des Chores ab. Künstlerischer Leiter ist nun sein Schüler und ehemaliger Sopransolist Christian Fliegner. Unterstützt wird er dabei von einem Team von acht Stimmbildnern und Chorleiter:innen. Die Leitung der Solistenabteilung obliegt Ursula Richter.

Freitag, 1. Dezember 1972

J.S.Bach Magnificat mit dem Collegium aureum

1972
LENGGRIES, Pfarrkirche
Schallplattenaufnahme

J.S. BACH:
Magnificat D-Dur BWV 243
Kantate "Unser Mund sei voll Lachens" BWV 110

Walter Gampert, Peter Hinterreiter, Sopran
Andreas Stein, Alt
Theo Altmeyer, Tenor
Siegmund Nimsgern, Baß-Bariton
Tölzer Knabenchor
Collegium aureum (Konzertmeister: Franzjosef Maier)
GERHARD SCHMIDT-GADEN, Dirigent

LP BASF / harmonia mundi
Aufnahmeleitung: Dr. Thomas Gallia, Dr. Alfred Krings

Ein Dokument historischer Aufführungspraxis
"Die Besetzung der Aufnahme hält sich in ihren Proportionen an Bach'sche Vorbilder. In den 4- und 5stimmigen Chören singen 18-22 jugendliche Sänger. Die Solostimmen in Sopran und Alt sind wie die Chorstimmen den Knabenstimmen des Tölzer Chores zugedacht. Der um einen Halbton tiefere Stimmton des Orchesters entspricht der Leipziger Stimmung der Bach-Zeit. Der Klang der Naturtrompeten, der milden Traversflöten und der naturhaft klingenden Oboen, vermittelt in unmittelbarer Weise die farbenreiche Skala eines Instrumentalensembles der spätbarocken Zeit."
(aus dem Einführungstext zur Schallplatte)

Das Kölner Ensemble Collegium aureum spielt auf Originalinstrumenten, es wurde von Dr. Alfred Krings und der Freiburger Schallplattenfirma harmonia mundi 1963 zum Zweck der "Entstaubung der Alten Musik" gegründet. Der Geiger Dr. Jan Reichow, langjähriges Mitglied des Collegium aureum, erinnert sich: » Krings brauchte für Harmonia Mundi ein tüchtiges Schallplattenorchester, das für seine Innovationen offen war, und er brauchte einen Künstler wie Franzjosef Maier, der sie auf ein praktikables Maß brachte. [...] Dem Tölzer Knabenchor und seinem Leiter Gerhard Schmidt-Gaden griff Krings in einer besonders schwierigen Zeit unter die Arme. Jedes Jahr fanden Produktionen in der Lenggrieser Pfarrkirche oder in Benediktbeuern statt, und der Chor, der vor überbordender Vitalität manchmal weniger homogen wirkte als etwa der Windsbacher, nahm eine atemberaubende Entwicklung, die sich in Aufführungen wie denen der Kantate BWV 110 "Unser Mund sei voll Lachens" oder der zwei Magnificats von Bach (Vater und Sohn), unvergesslich manifestierte. Schmidt-Gaden war nicht nur ein "Leuteschinder", sondern auch ein unentwegt Lernender, der sich - später auch durch die Zusammenarbeit mit Harnoncourt angespornt - in alle Höhen und Tiefen der Aufführungspraxis stürzte. [...] Sein physiologisches Wissen und seine wachsende Erfahrung in der Stimmbildung brachten die Knabensolisten in immer jüngeren Jahren zu stupenden Leistungen, in manchen Fällen gelangen die schönsten Aufnahmen wenige Monate vor dem Stimmbruch. « 
(J.Reichow: Wie alte Musik neu wurde und ferne Musik allmählich näher kam. Ein Rückblick auf 50 Lehrjahre, CONCERTO Heft 202, Juni/Juli 2005, S. 24)

"Bachs Magnificat „historisch“, mit niedrigem Kammerton, Darmsaiten, Clarintrompeten und Knabenstimmen – das klingt – auch dank der vorzüglichen Aufnahme in der oberbayrischen Pfarrkirche Lenggries – nicht schmächtig oder steril, sondern glanzvoll farbig und mächtig wie selten sonst."
DIE ZEIT (Joachim Matzner), 17.08.1973

Mittwoch, 1. November 1972

Zauberflöte mit Tölzer Knaben im Staatstheater am Gärtnerplatz

November 1972
MÜNCHEN, Staatstheater am Gärtnerplatz

W.A. MOZART: Die Zauberflöte

mit drei Tölzer Knaben (Hans Buchhierl, Harald Queißer und Udo Wildenblank)

Freitag, 21. Juli 1972

Tannhäuser in Bayreuth

21., 30. Juli 1972
01., 06., 10., 14., 23. August 1972
BAYREUTH, Festspielhaus

RICHARD WAGNER: Tannhäuser
Hans Sotin, Bernd Weikl, Gwyneth Jones
Walter Gampert / Peter Hinterreiter, Ein junger Hirt
ERICH LEINSDORF, Dirigent
GÖTZ FRIEDRICH, Regie


Peter Hinterreiter
Walter Gampert

Dienstag, 28. März 1972

Matthäus-Passion unter Karajan bei den Osterfestspielen in Salzburg

Dienstag, 28. März 1972
Karfreitag, 31. März 1972
SALZBURG, Großes Festspielhaus

J.S. BACH: Matthäus-Passion, BWV 244

Gundula Janowitz, Sopran
Christa Ludwig, Alt
Peter Schreier, Evangelist
Dietrich Fischer-Dieskau, Christus
Werner Krenn, Tenor
Walter Berry, Arien
Tölzer Knabenchor
Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien
Berliner Philharmonisches Orchester
HERBERT VON KARAJAN, Leitung

Zwei Konzerte in monumentaler Besetzung, die auch für eine Aufführung von Mahlers Achter Symphonie gereicht hätte. Einige Kritiker monieren, Karajan habe aus Bachs Passion ein Bühnenweihfestspiel gemacht.

Samstag, 1. Januar 1972

Aufnahme der Motetten von Josquin Desprez

1972
Schallplattenaufnahme

JOSQUIN DES PREZ: Motetten

Solisten des Tölzer Knabenchors
Ensemble Pro Cantione Antiqua London
Mitglieder des Collegium aureum
BRUNO TURNER, Leitung

℗ 1972 LP deutsche harmonia mundi
© 2006 CD Sony Music

Donnerstag, 18. November 1971

Tölzer Knabe als Yniold unter Kubelik

18. November 1971
MÜNCHEN, Herkulessaal der Residenz

CLAUDE DEBUSSY: Pelléas et Mélisande

Nicolai Gedda, Dietrich Fischer-Dieskau, Helen Donath, Peter Meven,
Walter Gampert (Solist des Tölzer Knabenchors), in der Rolle des Yniold
Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
RAFAEL KUBELIK, Dirigent

Konzertante Aufführung mit Rundfunkmitschnitt (BR)
CD erschienen bei Orfeo C 367 942


» Inmitten dieser Elite ersang sich in einer der schwierigsten Szenen des ganzen Stückes der kleine Walter Gampert, ein elfjähriger Tölzer Sängerknabe, als Golauds Söhnchen Yniold ersten Künstlerruhm - mit Recht, denn er bewältigte seinen Part musikalisch wie ausdrucksmäßig exemplarisch. (Rafael Kubelik hat, wie man hört, dem begabten Buben einen fünstelligen Geldbetrag zur weiteren Ausbildung zukommen lassen - ein Akt wohlbedachten, noblen Mäzenatentums) «
Süddeutsche Zeitung, 11/1971, K.H. Ruppel

» der begabte Junge bewältigte seinen schwierigen Part in französischer Sprache stimmlich wie ausdrucksmäßig erstaunlich. «
Neue Zürcher Zeitung

Freitag, 27. August 1971

Penderecki „Utrenja“ beim Lucerne Festival

27. August 1971, 20.00 Uhr

LUZERN, Kunsthaus

Lucerne Festival (IMF)


KRYSZTOF PENDERECKI: Utrenja

Schweizer Erstaufführung


Ambroziak Delfina, Sopran

van Sante Sophia, Alt

Devos Louis, Tenor

Kossowski Edmund, Bass

Carmeli Boris, Basso profondo


Kölner Rundfunk-Sinfonieorchester, Kölner

Rundfunkchor (Schernus Herbert), Chöre des Norddeutschen Rundfunks (Franz Helmut),

Tölzer Knabenchor (Gerhard Schmidt-Gaden)


ZDENEK MÁCAL, Dirigent


Freitag, 28. Mai 1971

Penderecki Uraufführung von Utrenja II

28. Mai 1971
MÜNSTER, Dom

Uraufführung
KRZYSZTOF PENDERECKI: Utrenja II. Auferstehung

Stefania Woytowicz, Sopran; Krystyna Szczepánska, Alt;
Louis Devos, Tenor; Bernard Ladysz, Bass; Boris Carmeli, Basso profondo
Chor des Norddeutschen Rundfunks; Tölzer Knabenchor
Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester
ANDRZEJ MARKOWSKI, Dirigent

Sonntag, 1. November 1970

Einspielung des Schulwerks und der Weihnachtsgeschichte von Carl Orff

Juli 1963 bis November 1970
Schallplattenaufnahmen

CARL ORFF: Musica poetica (Schulwerk), Weihnachtsgeschichte

Die Werke werden zwischen 1963 und 1970 gemeinsam mit dem Komponisten erarbeitet und auf zehn Schallplatten eingespielt. Carl Orff und Gunild Keetman sind jahrelang beim Tölzer Knabenchor zu Gast und erteilen den Buben Unterricht mit ihrem Schulwerk. Gerhard Schmidt-Gaden wird Dozent am Carl-Orff Institut der Universität Mozarteum in Salzburg und gründet auf Wunsch von Carl Orff einen weiteren Knabenchor, den Salzburger Knabenchor.


1963-1970 10 LP harmonia mundi
2004 6 CD Re-release SONY BMG









LP harmonia mundi HM 25 163
Deutscher Schallplattenpreis 1964